Digitalcourage-Newsletter November 2014

Digitalcourage wurde mit dem Panter Preis der taz für die "Heldinnen und Helden des Alltags" ausgezeichnet. Die Jury hob besonders unsere "Weitsicht und Beharrlichkeit" hervor. Und Beharrlichkeit brauchen wir in der Tat, um dieser Regierung etwas entgegenzusetzen. Der scheint es nicht mal mehr peinlich zu sein, wenn sie beim Lügen ertappt wird. Aber lesen Sie selbst:

Inhalt:

1. Ja! Wir haben einen Panter Preis!
2. PKW-Maut: Jetzt mit 13 Monaten Bewegungsdatenerfassung gratis
3. Eikonal: BND beliefert NSA und Steinmeier meiert rum
4. Privacy Captcha: Schutz vor automatisiertem Auslesen
5. Public Domain am 30.11.2014: Volker Birk zu pEp (Pretty easy Privacy)
6. Mission erfüllt: Eine Million Aufkleber "Asyl für Snowden" verteilt
7. Transparenzbericht 2013 online
8. Warum wir CETA, TTIP & Co. ablehnen
9. Termine

1. Ja! Wir haben einen Panter Preis!

Wir sind ausgezeichnet. Am Samstag, den 13. September 2014, wurde im Deutschen Theater in Berlin zum zehnten Mal der taz Panter Preis an „Heldinnen und Helden des Alltags“ verliehen. Für unsere "Weitsicht und Beharrlichkeit" haben wir den Jurypreis der taz erhalten. Wir freuen uns über diese Auszeichnung und danken allen, die beim Publikumspreis für uns gestimmt haben. Den hat übrigens, sehr verdient, „Women in exile“ erhalten, denen wir herzlich gratulieren.
Unser Artikel zur Preisverleihung

2. PKW-Maut: Jetzt mit 13 Monaten Bewegungsdatenerfassung gratis

Da hatten wir uns schon fast gefreut: die Maut für Autos halten wir zwar europapolitisch für Blödsinn, konnten aber, was die Durchführung mittels einer datenschutzfreundlichen Vignette betrifft, leben. Schon 2002 gaben wir einen BigBrotherAward an Toll Collect für die Einführung eines Überwachungssystems auf deutschen Autobahnen für die LKW-Maut. Schon damals war uns klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch die PKW-Daten erfasst und gespeichert werden. Und nun ist es so weit. In seinem zweiten Kompromissvorschlag zur "Ausländermaut" taucht ganz unscheinbar der Plan auf, Mautsünder über das Kennzeichen aufzuspüren. Dass dafür der gesamte Autoverkehr abfotografiert, aufgezeichnet und für 13 Monate gespeichert werden soll, ist nicht nur unverhältnismäßig, sondern die Sorte der Speicherung von Daten auf Vorrat, der der Europäische Gerichtshof in seinem Urteil zur Vorratsdatenspeicherung erst kürzlich eine Absage erteilt hat. Und schon ist BKA-Präsident Ziercke zur Stelle und fordert, die Daten auch zur Strafverfolgung einzusetzen. Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Rena Tangens sprach hierzu mit der taz.
BigBrotherAwards 2002 für die LKW-Maut von Toll Collect

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Mit dieser Bundesregierung braucht der Widerstand einen langen Atem.
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3. Eikonal: BND beliefert NSA und Steinmeier meiert rum

Es ist klar: Unsere Bundesregierung hat uns dreist ins Gesicht gelogen. Wieder und wieder haben sie versichert, dass "keine Überwachung von deutschem Boden" ausgehe und "deutsches Recht auf deutschem Boden" eingehalten werde. Spitzfindige Menschen haben damals schon bemerkt, dass damit der millionenfache Rechtsbruch außerhalb der Landesgrenzen unkommentiert blieb. Und nun stellt sich heraus: nicht einmal das stimmte. Der Skandal um Eikonal hat gezeigt: Der BND hat nicht nur Daten an die NSA weitergeleitet, er hat sich quasi zu ihrem Erfüllungsgehilfen gemacht. Frank-Walter Steinmeier hat 2002 als Kanzleramtsminister dem Eikonal-Projekt zur Überwachung des Internet-Knotenpunktes De-Cix Frankfurt am Main zugestimmt. Damit steht fest: Die Bundesregierung wusste, was passiert und hat es sogar aktiv befördert. Das klang vor einem Jahr noch ganz anders. Und nun will sich Steinmeier an nichts mehr erinnern. Vor dem NSA-Untersuchungsausschuss meiert er sich aus der Grundrechtsverletzung elegant wie ein Betonmischer heraus: “Was an diesen Telefondaten weitergegeben worden ist, kann ich jetzt aus meiner Erinnerung so nicht sagen." (Quelle) Bei dieser Vergesslichkeit beginnen wir, uns Sorgen um den Gesundheitszustand unseres Außenministers zu machen. Ist sein Gedächtnis beeinträchtigt? Oder hat er Angst? Eine ähnliche Krankheit kennt man in Italien unter dem Namen "omerta".

Sehr lesenwert: Hintergründe zum Projekt „Eikonal“

4. Privacy Captcha: Schutz vor automatisiertem Auslesen

Einfach und wirksam: Zusammen mit „The Digital Native“ hat Digitalcourage ein Projekt auf den Weg gebracht, das hilft, sensible Informationen in der alltäglichen Kommunikation in einer Bilddatei zu "verstecken". Zum Beispiel Ihre Kontonummer steht dann nicht im maschinenlesbaren Text, sondern in einem leicht verzerrten Bild, das nicht ohne weiteres automatisch ausgelesen werden kann. Probieren Sie's aus: https://privacy-captcha.com
Alle Informationen zum Privacy Captcha

5. Public Domain am 30.11.2014: Volker Birk zu pEp (pretty Easy privacy)

Herzlich laden wir Sie ein: Volker Birk wird im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Public Domain“ am 30. November sein Projekt „p≡p – pretty Easy privacy“ im Bunker Ulmenwall in Bielefeld vorstellen: Sichere kryptographische Systeme gibt es inzwischen einige. Jedoch sind gerade die besonders sicheren wiederum besonders schwierig zu bedienen. Und: was “sicher” ist, ist auch gar nicht so einfach zu bewerten. Der Anspruch ist hoch, und leider deshalb jede Lösung auch komplex. Volker Birk wird über den Stand der Entwicklung, die Aussichten und über die konkreten Projektziele berichten. Volker Birk ist Mitglied im Chaos Computer Club Ulm und über den Chaostreff Winterthur im Chaos Computer Club Schweiz. Beruflich ist er Softwarearchitekt mit den Schwerpunkten Verteilte Systeme, automatisierte Softwareentwicklung/Compilerbau und IT-Sicherheit.

Sonntag, 30. November 2014, Beginn: 15 Uhr
Bielfeld, Bunker Ulmenwall, Kreuzstr. 0
Eintritt 5€, unter 18 Jahren Eintritt frei
Artikel dazu in unserem Blog

6. Mission erfüllt: Eine Million Aufkleber „Asyl für Snowden“ verteilt

Eine Million Aufkleber mit dem Konterfei des Whistlebowers Edward Snowden und dem Wort „Asyl“ wollten wir kostenlos verteilen. Das haben wir bei der Verleihung des „Julia-und-Winston-Awards“ bei den diesjährigen BigBrotherawards versprochen. Und wir haben es geschafft: Die eine Million ist voll! Mit der Hilfe vieler Unterstützerinnen und Unterstützer und zahlreicher helfender Hände haben wir es geschafft – eine Million Aufkleber mit der Forderung nach Asyl für Edward Snowden wurden verpackt und verschickt. Aufkleber gibt es weiterhin; diese geben wir nun gegen einen geringen Beitrag über unseren Onlineshop ab.
Artikel dazu in unserem Blog

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7. Transparenzbericht 2013 online

Sie wollen wissen, was mit Ihren Spenden an uns passiert und wie wir arbeiten? Das können Sie schwarz auf weiß in unserem Transparenzbericht 2013 nachlesen.

8. Warum wir CETA, TTIP & Co. ablehnen

Bundesweit und auch in Bielefeld hat sich ein Bündnis gegen TTIP & Co zusammengeschlossen, bei dem auch Digitalcourage Mitglied ist. Am 11. Oktober 2014 sind wir in Bielefeld gemeinsam auf die Straße gegangen, denn CETA, TTIP und Co. unterwandern den europäischen Daten- und Verbraucherschutz! Der Aktionstag gegen TTIP und CETA ein voller Erfolg! Europaweit protestierten Menschen in mehr als 1.000 Städten. Alleine in Deutschland wurden über 150 Aktionen, Kundgebungen und Demonstrationen gezählt. 780.000 Menschen haben den Aufruf der Europäischen Bürgerinitiative bereits unterschrieben. Unterschreiben auch Sie und lesen Sie hier, warum Digitalcourage die Handelsabkommen ablehnt:
Hier unterschreiben
5 Argumente gegen TTIP und Co

9. Termine

17. November 2014: Tag der Medienkompetenz im Landtag von Nordrhein-Westfalen
18. November 2014: Filmgespräch zu „Citizenfour“ in Herrsching
30. November 2014: Public Domain mit Volker Birk in Bielefeld zu „Pretty Easy Privacy“
14. Dezember 2014: Internationale Liga für Menschenrechte vergibt in Berlin die Carl-von-Ossietzky-Medaille an Edward Snowden, Laura Poitras und Glenn Greenwald
27. - 30. Dezember 2014 – 31. Chaos Communications Congress des CCC (kurz 31C3)
8. - 11. Januar 2015 AktiVCongrEZ, Hattingen

Termine des NSA-Untersuchungsausschusses wenn Sie dabei sein wollen, melden Sie sich bitte im Ausschußsekretariat unter Nennung von Namen, Wohnort und Geburtsdatum an: 1.untersuchungsausschuss@bundestag.de

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