Ein Blick über den Tellerrand – Praktikumsbericht von Raika Heidemann

Ein Blick über den Tellerrand – Praktikumsbericht von Raika Heidemann, die im Sommer 2011 ein Praktikum bei Digitalcourage absolviert hat.

Ich begann mein fünfwöchiges Praktikum bei Digitalcourage im Sommer 2011, mit dem Ziel möglichst viel über die NGO zu erfahren, die sich für Datenschutz und digitale Bürgerrechte einsetzte und nahm daraus noch viel mehr mit als ich mir zu Anfang erhoffte.

Das erste Mal gehört hatte ich von Digitalcourage über den CRE 140, wo Rena und padeluun den damals noch als „FoeBud“ bekannten Verein vorstellten. Von da an verfolgte ich das Engagement des Vereins und wollte einfach selbst mal mitmachen und mich für etwas einsetzen. Am liebsten wollte ich alles erfahren – wer dort arbeitet, wie sie arbeiten und wie das alles bei der Welt da draußen ankommt. Mich erwartete ein Praktikum, bei dem ich viel dazu lernte und mich das erste Mal mit der erschreckenden Datensammelwut der großen Internetunternehmen auseinandersetzte. Es ist nicht übertrieben, dass ich mich seit dem wesentlich kritischer im Internet, aber auch im Alltag, bewege.

Zu dem Projekt Social Swarm kam ich, als es noch in den Kinderschuhen steckte. Das hieß viel recherchieren und die Augen in alle Richtungen offen halten, zu überlegen, wen das Projekt erreichen sollte und welche Kooperationspartner in Frage kämen. Dabei erhielt ich viel Unterstützung und Hinweise, um mich in das Thema einzulesen. Ich konnte viele Sachen ausprobieren und hatte große Freiheiten, bei dem, was ich machte. Es war sehr spannend, sich durch die vielen dezentralen Facebook-Alternativen zu wühlen, sie auszuwerten und zu beurteilen. Ziel war es eine solide Grundlage zu errichten, auf der das Projekt aufbauen kann.

Ich hatte aber auch das Glück, dass mein Praktikum genau in die Zeit des Chaos Communication Camps fiel. Das Camp ist eine Festival-ähnliche Konferenz, organisiert vom Chaos Computer Club. Über fünf Tage entstand ein kleines Hacker-Dorf auf dem Gelände des Luftfahrtmuseums Finowfurt, einem ehemaligen Militärflugplatz. Das bedeutete viel logistische Arbeit, das Packen der Ausrüstung und das dortige Aufbauen eines kleinen Shops. Während der gesamten Woche war ich wie in einer anderen Welt. Es entstanden interessante Gespräche mit Passanten, während wir den Shop betreuten. Ich hatte aber auch die Möglichkeit, mich ins Getümmel zu stürzen und Workshops, Panels und Vorträge zu besuchen. Es war eine Woche voller neuer Eindrücke, ich lernte viele Menschen kennen und ganz andere Charaktere, als ich in meinem normalen Umfeld treffe. Genauso übermannte es mich und gab mir zusätzlich zum Kulturschock eine Menge neuen Input zum Nachdenken.

Das Praktikum war für mich wie ein Blick über den Tellerrand. Ich hatte schon vorher eine Affinität zu den digitalen Themen, mich aber intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen barg eine ganz neue Herausforderung und bedeutete einen großen Lernfortschritt für mich.