Raus aus der Bubble, rauf auf den Kirchentag

Seit Eli Pariser auf das Phänomen der „Filter-Blase“ (filter bubble) aufmerksam gemacht hat, sehen auch wir uns häufiger mit der Aufforderung konfrontiert, uns nicht nur mit denen auseinanderzusetzen, die sich in unserer „Blase“ befinden. Also denen, die selbst technikaffin und unseren Themen gegenüber aufgeschlossen sind. Es geht vielmehr darum, die vielen anderen Menschen zu erreichen, die über die Welt nachdenken und in anderen Blasen hocken, und ihnen unser Thema nahezubringen.

Und genau zu diesen Menschen gehen wir an diesem Wochenende:

Vom 4. bis 6. Juni hat Digitalcourage einen Stand auf dem Kirchentag in Stuttgart. Dort werden wir am Samstag, 6. Juni, unsere Resolution zum EU-Datenschutz bei einer Podiumsdiskussion mit Thomas de Mazière vorstellen.

Unsere Datenschutz-Resolution

Mit unserer Datenschutz-Resolution auf dem Kirchentag, haben wir ganz konkrete Forderungen für die europäische Datenschutz-Richtlinie. Dafür sammeln wir an unserem Stand Unterschriften und am Samstag, 6. Juni wird über unsere Resolution auf dem Podium „Big Data: Wer kontrolliert wen?“ abgestimmt. Hier online unterzeichnen.

Thema Vorratsdatenspeicherung

Schräg gegenüber unseres Standes fragt die SPD mit einer Pinnwand die Besucher.innen des Kirchtentages, was unbedingt verändert werden muss. Wir haben da ein paar Vorschläge: Z.B. die Einstellung der SPD zur Vorratsdatenspeicherung. Und weil mit Andrea Nahles, Sigmar Gabriel, Manuela Schwesig und Heiko Maas auch viel SPD-Prominenz vor Ort ist, tragen wir fleißig unsere Anti-Vorratsdatenspeicherungs-Flyer zur SPD. (Übrigens: Die Maas-gefertigten VDS-Flyer gibt es auch in unserem Shop)

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) kam an unserem Stand vorbei, um sich nach unserer Arbeit zu erkundigen. Anders machte es unsere Kanzlerin Merkel. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, um mit uns in einen sinnvollen Dialog zu treten, gab sie in ihrer Rede die gleichen ungaren Halbwahrheiten zum Besten, wie eh und jeh.

Die Faz zitiert sie folgendermaßen:

Es kann auch nicht sein, dass die Bürger jedem Unternehmen ihre Daten geben, aber nicht dem Staat, der die Aufgabe hat, das Leben von 80 Millionen Menschen zu schützen.

Frau Merkel übersieht an dieser Stelle, dass der Staat die Menschen in erster Linie vor Übergriffen durch den Staat schützen muss. Wir finden: Ob manche Menschen Facebook nutzen, ist dafür völlig unerheblich.


Wer uns am heutigen Samstag auf dem „Markt der Möglichkeiten“ in der Zelthalle 4 (Stand D09) besuchen möchte, hat noch bis 18 Uhr Gelegenheit dazu.


Spontane Resolution zur Vorratsdatenspeicherung

Den Glauben an das ungestörte Gesetzemachen von Justizminister Heiko Maas haben wir auf dem Kirchentag massiv erschüttert. Gemeinsam mit „No Spy Stuttgart“ haben wir spontan eine Resolution gegen die geplante Vorratsdatenspeicherung auf den Weg gebracht. Knapp 3.000 Menschen haben abgestimmt und eindeutig entschieden: Wir wollen keine Speicherung unserer Kommunikation auf Vorrat. Heiko Maas saß auf dem Podium und war von der spontan Resolution leider ziemlich pikiert. Auf einen Kommentar verzichtete er. Irgendwie auch verständlich. Gratulation und Danke an „No Spy Stuttgart“!

Anregende Atmosphäre

Trotz der unglaublichen Hitze auf dem Kirchentag haben wir hier eine sehr anregende Atmospähre und sind begeistert von den positiven Rückmeldungen zu unseren Anliegen. Außerdem bekommen wir viel Input zum Nachdenken: Ein Mann antwortete seinem Kind, das fragte, was denn Datenschutz sei: „Datenschutz ist das, was ihr nicht kennt.“ Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass wir noch viel zu tun haben. Gleichzeitig erleben wir an unserem Stand, dass besonders junge Leute wissen wollen, was mit ihren Daten passiert und mit den Machenschaften der Datenkraken nicht einverstanden sind. Wir sollten wirklich noch öfter aus unserer „Blase“ heraustreten. Wir haben weitaus mehr Unterstützung, als uns klar zu sein scheint.

Weiterführende Links

Autorinnen: Leena Simon und Johanna Springhorn Bilder: Digitalcourage CC BY SA 3.0


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