Digitalcourage auf dem Chaos Communication Congress

Mit dabei war außerdem das Team des Digitalcourage-Shops, das jede Menge T-Shirts, Nerd-Gadgets und Bücher rund um die Themen Datenschutz und Bürgerrechte verkauft hat.

RFID-inside Rena Tangens und padeluun erklären, wie Ihre Kleidung funkt.
Rena Tangens und Katharina Nocun (AK Vorrat) referierten über die Neuregelung des Melderechts. Nach vielen weiteren Zwischenstufen in der Gesetzgebung hängt das Meldegesetz nun im Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag fest. Interessantes Detail: Kurz vor der Abstimmung im Bundestag gab es noch eine kleine, aber schwerwiegende Änderung. Die Standardeinstellung zur Datenweitergabe wurde von "Opt-in" auf "Opt-out" geändert. Damit könnte die Adresshändler-Lobby an sehr viele Adressen kommen, weil sich wenige Menschen die Mühe machen, zu widersprechen. Diese Änderung hatte strategische Gründe, die sehr viel Lobbying der Werbewirtschaft erforderten. In der Fachpresse wurde dies offen zugegeben. Es geht der Werbewirtschaft vor allem darum, zu verhindern, dass die Einwilligungslösung zum Standard wird, wie Rena Tangens erklärte. Nach dem Vortrag bleibt nur zu hoffen, dass sie dieses Ziel nicht erreichen.

Rena Tangens und padeluun hielten einen Vortrag zu funkender Kleidung. Die beiden legten dar, wo es überall schon RFID-Chips in Kleidung gibt und warum sie so gefährlich sind. Natürlich behauptet die Industrie, das unsichtbare Tracking und die heimliche Profilbildung nicht als Anwendungsmöglichkeit vor Augen zu haben – nur warum gibt es dann schon Patente auf Technik, die genau das ermöglicht? Kontaktloses Auslesen von RFID-Chips über mehrere Meter demonstrierten die beiden direkt auf der Bühne mit mitgebrachten RFID-Chips, einem Lesegerät und Freiwilligen aus dem Publikum, die sich verwanzen ließen. So ein Lesegerät kann ganz unsichtbar im Türrahmen stecken, so dass die Verkäuferin der Zukunft die Kundin schon beim Betreten des Ladens "wiedererkennt" – "Ach Frau Müller, zu Ihrem Schal haben wir jetzt auch eine passende Jacke im Angebot." So ein Szenario wäre dann nur eins von vielen, wie die beiden erklärten.

Leena Simons Vortrag drehte sich um Technikpaternalismus und digitale Mündigkeit. Sie forderte neue ethische Regeln im Umgang mit Technik, die uns potentiell bevormundet. Sich dies zu verdeutlichen ist der erste Schritt, diese Abhängigkeit zu durchbrechen. Weitere Schritte hin zu angewandter digitaler Mündigkeit sind offene Standards, freie Software sowie Medienkompetenz und bedachte Grundeinstellungen, wie Leena Simon darlegte.

Rena Tangens und nuit präsentierten die mit Spannung erwarteten Ergebnisse des Mensakartenprojekts. Kurz gesagt, es gibt eklatante Sicherheitsmängel im Bereich der Studi- und Mensakarten. Viele Karten lassen sich ganz einfach auslesen, klonen und manipulieren. Nur die wenigsten Karten, die untersucht wurden, setzen eine effektive Verschlüsselung ein. Rund 70 Prozent der Karten sind problematisch, so nuit. Von den Mifare-Karten, die an vielen Hochschulen verwendet werden, ist seit langem bekannt, dass sie sehr unsicher sind. In vielen Fällen lassen sich dabei nicht nur das Guthaben auslesen, sondern auch manipulieren und Schließfächer öffnen.

[^1]: Bild von saschaludwigphoto, cc-by-nc 2.0, http://www.flickr.com/photos/28117816@N04/8314063895